Kompromisslos folgt er seiner inneren Bestimmung, hungert, leidet, verletzt und zerstört. Unbeirrbar strebt er weiter, denn er fühlt:
„Von der Poesie hängt mein Ich ab, ist jene ein Irrtum, so bin ich selbst einer.“
Friedrich Hebbels Leben, aufgespannt zwischen poetischer Leidenschaft, Existenzsicherung und zwei geliebten Frauen, lässt ihn zu einem der wichtigsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts reifen. Es ist ein steiniger Weg vom bettelarmen Jungen im Norddeutschen Wesselburen zum gefeierten Autor in Wien, dessen Werke auch 150 Jahre nach seinem Tod Regieteams zur zeitgemäßen Umsetzung im Theater herausfordern.
Vom Traum zur Dichtung
Friedrich Hebbel wird vor 200 Jahren als Kind armer Tagelöhner in Norddeutschland geboren. Der phantasiebegabte Junge merkt bald, dass er sich von den anderen Kindern in Wesselburen unterscheidet und flüchtet in Traumwelten, die ihn vor der rauen Wirklichkeit abschirmen. Früh beginnt er seine Träume mit Geschichten zu verflechten und sie aufzuschreiben. Fest davon überzeugt, dass die Träume und seine Dichtung aus der gleichen Quelle gespeist werden, schreibt er später in sein Tagebuch:
„Dichten ist wie Träumen. Der Schlaf ist die Nabelschnur, durch den das Individuum mit dem Weltall zusammenhängt.“
Von der Schuld zum Drama
Ihm gelingt der Absprung aus der Dithmarscher Provinz nach Hamburg, wo sich seine übersteigerten Erwartungen nicht erfüllen. Er ist abhängig von seiner Lebenspartnerin Elise Lensing, die all ihre bescheidenen Mittel in Hebbel investiert. Zwei Kinder bringt die Verbindung hervor, doch der werdende Dichter sträubt sich gegen eine Heirat. Die dramatische Beziehung, seine Gewissenserkundungen, die materielle Not geben ihm tiefe Einsichten in die menschliche Existenz und lassen ihn zum Dramatiker reifen. Friedrich Hebbel verlässt schließlich die Mutter seiner Kinder, wohl wissend, was er ihr damit antut. Aus dem Tagebuch: Schüttle Alles ab, was Dich in Deiner Entwicklung hemmt, und wenn's auch ein Mensch wäre, der Dich liebt, denn was Dich vernichtet, kann keinen Anderen fördern. Elise verliert alles, ihre Ehre, ihr Vermögen, den Mann und schließlich beide Söhne, die im Kleinkindalter sterben.
Von der Liebe zum Erfolg
Friedrich Hebbels Weg führt ihn nach Wien, wo er an der Seite der gefeierten Burgschauspielerin Christine Enghaus sein Glück findet. Mit Christines festem Gehalt gründen sie eine Familie und bald wird die Tochter Titi geboren. Hebbels Stücke feiern Erfolge, oft mit seiner Ehefrau in den bedeutenden Hauptrollen. Sein letztes vollendetes Werk, bevor er nur 50-jährig stirbt, ist die monumentale "Nibelungen Trilogie", die seither immer wieder Regisseure zur Umsetzung herausfordert.
In Friedrich Hebbels Jubiläumsjahr hat sich die Intendantin und Regisseurin Bettina Jahnke am Rheinischen Landestheater Neuss dieses ehrgeizige Projekt ausgewählt und das ganze Haus in die zweiteiligen Nibelungen Inszenierung eingebunden. Für Teil 1 Siegfried konnte Bettina Jahnke die junge Berliner Regisseurin Esther Hattenbach gewinnen. Teil 2 Kriemhilds Rache gestaltet sie selbst. Intensiv erarbeiten die beiden Regisseurinnen über zwei Monate hinweg den komplexen Stoff mit ihren Schauspielern.
Im Kellertheater Experiment in Wien kommt ein weiteres Werk Hebbels auf die Bühne. Das bürgerliche Trauerspiel „Maria Magdalena“ war seinerzeit so brisant, dass es erst Jahre nach seiner Vollendung uraufgeführt wurde. Die Figur der schwangeren Heldin Clara, die sich das Leben nimmt, zeigt beklemmend die schuldhaften Verstrickungen einer scheinheiligen Gesellschaft. Die jungen Schauspieler spüren heute jener Tragik nach und suchen Verbindungen, die sie zu ihren Leben knüpfen können.
Die parallele Filmmontage verbindet das Ringen der Regieteams um eine zeitgemäße Umsetzung von Hebbels Werken, mit der dramatischen Lebensgeschichte des Dichters. Jürgen Hoffmanns ausdrucksstarke Bilder, Stefan Schulzes gekonnte Montage und Felix Raffels berührende Musikkompositionen nehmen den Zuschauer mit auf eine Reise zu Friedrich Hebbels poetischen Traumbildern.
Buch & Regie: Martina Fluck
Kamera: Jürgen Hoffmann
Ton: Nico Tamm
Sprecher: Thomas Wüpper
Schnitt: Stefan Schulze
Mischung: Stefan Schumacher
Musik: Felix Raffel
Hebbel als Kind: Oskar Wollatz
Hebbel 15 Jahre: Noah Hoffmann
Mit
Ida Koller-Andorf
Dr. Hargen Thomsen
Sibylle Knauss
Kornelia Küchmeister
Dr. Eva Alram-Stern
Gabriele Glang
Maria Ettl
Lena Köhler
Hebbel Vertonung „Der weite Weg“ von Peter Haßmann
Klavier Eva Mark-Mühlher
Bariton Florian Pejrimovsky
Das Rheinische Landestheater Neuss
Die Nibelungen I: Siegfried
Regie Esther Hattenbach
Die Nibelungen II: Kriemhilds Rache
Regie Bettina Jahnke
experiment theater am liechtenwerd
Maria Magdalena
Regie Fritz Holy
Besonderen Dank an:
Christa Fluck, für die köstliche Verpflegung
Ute und Peter Kröger, für den traumhaften Drehort
Kirchengemeinde St. Bartholomäus, Wesselburen
Bezirksmuseum Josefstadt Wien
Internationale Hebbel Gesellschaft Wien
Bezirksmuseum Josefstadt
Hebbel Gesellschaft e.V. Wesselburen
Hebbel Museum Wesselburen
Palazzo Barberini, Rom
Schleswig-Holstein Landesbibliothek Kiel, Dr. Jens Ahlers
Klassik Stiftung Weimar, Dr. Silke Henkel
Gefördert durch
FilmFörderung Hamburg Schleswig-Holstein
Camilla Brandts aus Bremen – Stiftung
Stadt Wesselburen
Produktion: YUCCA Filmproduktion
Länge: 92 Minuten
HD 1080/50i, digitale Projektion, Blu-ray, DVD
© 2013 YUCCA Filmproduktion
DVDs können per Mail martina.fluck@yucca-filmproduktion.de oder telefonisch 0160 4392130 bestellt werden.